Das Praktikantendasein ist selten dafür bekannt, gleich Unsummen an Geld aufs eigene Konto zu befördern. Dafür ist es auch nicht da, denn ein Praktikum ist im Endeffekt nichts anders, als wirklich einmal in den gewünschten oder gewählten Beruf herein zu schnuppern und ihn über eine längere Zeit kennenzulernen. Aller Praktika Anfang ist das bekannte Schulpraktikum: Über zwei oder drei Wochen arbeiten Schüler unentgeltlich in einem Beruf ihrer Wahl. Während des Studiums verhält sich die Sache schon anders. Hier werden Praktikanten durchaus bezahlt, wobei es branchenabhängig ist, wie viel wirklich bezahlt wird. Dieses Praktikum dient allerdings nicht allein dem Kennenlernen, sondern der Vertiefung des während des Studiums gelernten Wissens und dessen praktischer Anwendung. Aber was lässt sich allgemein verdienen?
Unterschiede in den einzelnen Branchen
Aktuelle Studierende haben einen immensen Vorteil, den viele ihrer früheren Studierenden nicht hatten: Den Mindestlohn. Denn er gilt auch für Studenten während des Praktikums und sorgt somit dafür, dass weder Studierende mit leeren Händen nach Hause gehen, noch dass sie einen Monat für 300,00 oder 400,00 Euro voll arbeiten. Der Mindestlohn beträgt aktuell 9,14 Euro, was bei einer Vollzeitstelle wenigstens 1.470,40 Euro macht. Es gibt allerdings Regeln rund um ein Mindestlohnpraktikum:
- Freiwilligkeit – das Praktikum muss freiwillig erfolgen. Die Pflichtpraktika während eines Studiums werden nicht unter dem Mindestlohn zusammengefasst.
- Versicherungen – während die Pflichtpraktika versicherungsfrei sind, müssen sich Studenten bei einem freiwilligen Praktikum selbst um die Sozialversicherung kümmern.
Das sind die Regelungen rund um den Mindestlohn. Da jedoch viele Studierende ein verpflichtendes Praktikum absolvieren müssen, fallen sie nicht unter die Regelung. Nun ist das Gehalt sehr stark branchenabhängig. Einige Beispiele:
- Unternehmensberatung/Wirtschaftsprüfung – durchschnittlich wird ein Praktikant mit 1.420,00 Euro monatlich vergütet.
- IT, Telekommunikation – auch hier werden monatlich durchschnittlich Beträge von 1.260 Euro gezahlt.
- Chemie/Wissenschaft – in der Chemie, Forschung und der Wissenschaft galt 2018 ein durchschnittliches Praktikumsgehalt von 1.000 – 1.600 Euro.
- Fahrzeugbau – inklusive der Zuliefererbetriebe wurden Praktikanten mit ungefähr 910,00 Euro vergütet.
- Personal/Dienstleistungen – hier werden nur noch 835,00 Euro gezahlt.
- Energie, Bau/Rohstoffe – das Schlusslicht der Umfrage. Praktikanten erhielten nicht einmal 810,00 Euro monatlich.
Generell gilt, dass die Pflichtpraktika immer schlechter vergütet werden, als die freiwilligen Praktika. So ist das durchschnittliche Gehalt bei Pflichtpraktikanten 940,00 Euro, während der Durchschnitt bei der Freiwilligkeit auf 1.239,75 Euro festgesetzt ist.
Praktikum als Weichenstellung für den späteren Beruf?
Angesichts der Vergütung mögen manche Studenten durchaus überlegen, ob sich ein Praktikum überhaupt lohnt. Das tut es und wenn es irgendwie möglich ist, sollte das erste freiwillige Praktikum schon recht früh im Studium erfolgen. Denn:
- Kennenlernen – ein Studiengang unterscheidet sich immens vom späteren Berufsleben. Oftmals klingen Aufgaben oder Berufe auf dem Papier und laut Lernmaterial spannend und erfüllend, doch der echte Alltag zeichnet ein anderes Bild. Wer früh genug ein freiwilliges Praktikum, welches durchaus auch nur wenige Wochen sein kann, macht, der kann noch rechtzeitig reagieren und sich bei Missfallen umorientieren. Hier gilt schlichtweg, dass es keinen Sinn macht, sich zwar theoretisch für einen Beruf zu interessieren und diesen zu lernen, aber in der Praxis festzustellen, dass man diesen Beruf niemals wirklich ausüben möchte.
- Erfahrung – ein Praktikum ist dazu da, auch praktische Erfahrung in dem in der Uni theoretisch erlernten Beruf zu sammeln. Ein gutes und simples Beispiel sind angehende Anwälte. Wer niemals eine Anwaltskanzlei von innen sieht oder nie einer Verhandlung beiwohnte, der wird nur schwer nach dem Studium Fuß fassen können.
- Kontakte knüpfen – ein weiterer Vorteil eines Praktikums ist, dass Studierende über dieses schon die besten Möglichkeiten haben, einem etwaigen Arbeitgeber sprichwörtlich auf die Füße zu treten. Wer sich im Praktikum gut anstellt, der erhöht nicht nur seine Chancen, später genau bei diesem Betrieb anzufangen, er hat auch allgemein schon einen Fuß in der Tür. Selbst wenn der Arbeitgeber niemanden einstellt, so besitzt der Studierende durch ihn eine Empfehlung. Kurz gesagt: Dieser Student ist kein Greenhorn mehr, denn er weiß schon vor dem Ende des Studiums, wie er sein Wissen in die Tat umsetzen kann.
Natürlich darf das Praktikum auch als Ausschlussmöglichkeit betrachtet werden. Es ist niemandem zu wünschen, doch trifft ein Student einen eher unfreundlichen Betrieb, kann dieser für die spätere Berufsausübung gleich von der Liste gestrichen werden.
Wer ein Praktikum mag und erkennt, dass dies auch dauerhaft eine gute Jobmöglichkeit wäre, hat einen Volltreffer gelandet und kann mit dem Praktikum tatsächlich die Weiche für die Zukunft stellen. Das der Verdients im späteren Beruf jedoch wichtig ist, hilft ein Blick auf die jeweiligen Vergütungen. Entsprechende Zahlen lassen sich in diesem Online-Gehaltscheck herausfinden. Auch wenn der Verdienst im Job sicherlich nicht alles ist, sollte der dennoch stimmen.
Praktikum nicht nach Verdienstchancen wählen
Bei Pflichtpraktika ist dies ohnehin nur eingeschränkt möglich, denn ein Chemiestudent kann kaum ein Praktikum in der Unternehmensberatung nutzen. Doch auch bei den freiwilligen Praktika sollte der Betrieb und dessen Möglichkeiten vor dem Verdienst stehen:
- Umgang – ein Praktikant sollte lernen. Es ist immer sinnvoll, sich mit ehemaligen Praktikanten eines Betriebs zu unterhalten und in Erfahrung zu bringen, welche Aufgaben der Praktikant überhaupt ausübte. Durfte er den Beruf wirklich kennenlernen oder wurde er für die »typischen« Praktikantenarbeiten genutzt?
- Interessengebiet – viele Studiengänge erlauben eine Anstellung in den unterschiedlichsten Bereichen. Das Praktikum sollte die eigenen Interessen beinhalten. In welchem Bereich soll das studierte Wissen möglichst angewendet werden? Kurzum: Wer sich für Lebensmittel und deren Versand interessiert, der sollte vielleicht kein Praktikum im Logistikcenter eines Schraubenherstellers wählen.
- Möglichkeiten – zuletzt zählen die Möglichkeiten. Ist ein Betrieb dafür bekannt, ehemalige Praktikanten bei Bewerbungen zu bevorzugen? Gibt es gute Aufstiegschancen?
Eine andere Frage ist, wo überhaupt das Praktikum stattfindet. Gerade im Hinblick auf die spätere Bewerbung müssen Studierende genau überlegen, ob sie wirklich als Münchner Student ein Praktikum in Berlin oder Hamburg machen. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Wer später nicht bereit ist, einen Umzug in Kauf zu nehmen, dem hilft es auch nicht, über ein Praktikum bereits bei einem entfernt sitzenden Unternehmen den Fuß in der Tür zu haben. Zumal ein Auswärtspraktikum oft mit weiteren Kosten verbunden ist.
Fazit – Geld ist nicht alles
Selbst in den Spitzenbranchen ist das Praktikumsgehalt kein Lottogewinn, zumal der Durchschnitt immer besagt, dass selbst in dieser Branche teilweise deutlich niedrigere – oder höhere – Vergütungen gezahlt werden. Das Praktikum sollte immer der echten Berufsausübung dienen und als Bestätigung genutzt werden, ob dieses Studium wirklich zu einem selbst passt.
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