Die Corona-Pandemie hält die Welt und damit auch Europa und Deutschland seit einem Jahr fest im Griff. Viele Arbeitnehmer befinden sich in Kurzarbeit, sind in Gefahr, ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder mussten bereits den Jobverlust hinnehmen. Daneben gibt es aber auch Menschen, die die Krise nutzen: In Deutschland machen sich viele gerade jetzt Gedanken über einen Berufsumstieg oder -aufstieg. Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen spielen dabei eine tragende Rolle.
Egal, ob eine neue Sprache, eine fachliche Zusatzqualifikation oder ein Studium – Möglichkeiten, sich fortzubilden gibt es viele. Das Prinzip des Social Distancings lässt jedoch nach wie vor nur wenig Präsenzunterricht zu, sodass sich das Lernen in die eigenen vier Wände verlagert hat. Was auf den ersten Blick vielleicht mühsam erscheint, hat aber seine Vorteile. E-Learning lautet hierbei das Zauberwort. Diese Methode wird aktuell nicht nur von Schülern, die den Bildungsanstalten tage- oder wochenweise fernbleiben müssen, verwendet, sondern auch von Aus- und Weiterbildungswilligen gerne angenommen. Die Notwendigkeit, kontinuierlich neues Wissen aufzubauen und zusätzliche Fähigkeiten zu erlangen, korreliert mit dem Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ und ist in vielen Fällen notwendig, um fit für den Job zu sein. In Zeiten des digitalen Wandels ist es zudem unerlässlich, sich mit den neuen Möglichkeiten des Wissenstransfers eingehend zu befassen, um der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nicht hinterherzuhinken.
Online-Praktika für den Lebenslauf
Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen können höchst unterschiedlich gestaltet sein. Eine Möglichkeit stellen Online-Praktika dar. Damit bieten Firmen vorzugsweise Studentinnen und Studenten die Möglichkeit, berufliche Erfahrungen im Homeoffice zu sammeln. Allerdings gibt es hierbei ein paar offene Punkte, die es zu klären gilt. Denn für Studentinnen und Studenten, die ein Pflichtpraktikum suchen, stellt sich zunächst die Frage, ob ein solches Online-Praktikum für das eigene Curriculum anerkannt wird. „Wenn der Lehrbetrieb eingestellt ist, werden die Studierenden in der Regel nicht verpflichtet, das Praktikum zu absolvieren“, betont Barbara Michalk, Referentin für Hochschulbildung in Deutschland und Europa der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), in einem Bericht der WirtschaftsWoche. „Wenn das Beschäftigungsverhältnis bestehen bleibt und gegebenenfalls im Homeoffice durchgeführt wird, wird das Praktikum angerechnet. Eine kurze Bestätigung seitens des Unternehmens, zum Beispiel via E-Mail, ist in der Regel als Nachweis ausreichend“, erklärt sie.
Fernstudien mit gutem Ruf behaftet
Im modernen Arbeitsumfeld werden für Führungspositionen oftmals akademische Abschlüsse vorausgesetzt. Viele solcher Studien können in der Gegenwart bereits auch berufsbegleitend absolviert werden. Das ist sinnvoll, bietet dieses Angebot doch eine hohe Flexibilität, um neben der Weiterbildung auch einer beruflichen Tätigkeit nachgehen zu können und das Familienleben unter einen Hut zu bringen. Schließlich soll ja auch in schwierigen Zeiten die Work-Life-Balance nicht auf der Strecke bleiben. Im Rahmen der akademischen Weiterbildung haben sich in den letzten Jahren Fernstudien etabliert. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist „Remote-Studieren“ für viele zum Alltag geworden. Weiterbildungsinstitute im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) arbeiten beispielswiese mit der Hamburger Fern-Hochschule zusammen. Diese bietet unter anderem berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge, zum Beispiel mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaft (BWL) oder Wirtschaftsingenieurwesen (WIN), an. Die Bachelor-Studiengänge weisen eine Dauer zwischen vier und acht Semestern auf. Die Master-Studiengänge – zum Beispiel in Betriebswirtschaft oder General Management – dauern in der Regel vier Semester.
E-Learning-Tools stehen goldene Zeiten bevor
Lernsoftware und Lernmanagementsysteme sind mancherorts noch wenig entwickelt, der Umgang mit ihnen ist zu Beginn ungewohnt und schwierig. Dennoch herrscht gerade eine Art Goldgräberstimmung in der E-Learning-Branche. Die Anbieter in diesem Bereich sind bemüht, ihre Expertise bestmöglich auch in die Zeit nach der Corona-Krise zu transferieren, und werden dann einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil aufweisen. Digitale Tools für Bildungsprozesse könnten sich so zu einer wichtigen Form des organisierten Lernens entwickeln. Der eine oder andere Experte wirft schon einmal den Blick in Zukunft und hält es durchaus für möglich, dass man in einigen Jahren die Corona-Krise als zentralen Katalysator für die Digitalisierung der Bildung identifizieren könnte.
Weiterbildung in der Krise notwendiger denn je
Zwar sind manche Kurse und Seminare – vor allem jene, die eine physische Anwesenheit voraussetzen – derzeit nicht möglich, aber trotzdem darf die Bedeutsamkeit der Weiterbildung an sich nicht außer Acht gelassen werden. Besonders in Krisenzeiten ist es wichtig, nach Alternativen Ausschau zu halten und in die eigenen Kompetenzen zu investieren. Das haben viele bereits erkannt, denn die Nachfrage nach Weiterbildungsmöglichkeiten steigt. Kurzarbeit, Freistellungen und Beschneidungen der Freizeitaktivitäten könnten diese Bestrebungen weiter befeuern. Manche Experten sehen daher die COVID-19-Pandemie als besondere Chance für die digital unterstützte Bildung – ein Szenario, von dem auch die Weiterbildungsinstitutionen profitieren könnten. Denn es hat sich gezeigt, dass große Teile der Bevölkerung, allen voran die Schüler, sich auf diese außergewöhnliche Situation innerhalb weniger Tage gut einstellen konnten und damit weiterhin am Ball bleiben.