Am 09. und 10. September dieses Jahres fand die gemeinsame Fachtagung des Deutschen Verbands für Bildungs- und Berufsberatung e.V. (dvb), der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) sowie des Instituts für Ökonomische Bildung an der Universität Oldenburg (IfÖB) statt. Die Veranstaltung richtete sich an Interessierte aus Praxis und Wissenschaft, die sich mit Beruflicher Orientierung in verschiedenen Lebenssituationen, in- und außerhalb schulischer Kontexte, beschäftigen. Mit mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Online-Tagung durchgehend sehr gut besucht, was auf die hohe Aktualität der Themenauswahl hinweist.
Ziel der Tagung war es, das Zusammenspiel von individueller Berufs- und Bildungsberatung sowie Beruflicher Orientierung in verschiedenen Lebenssituationen auszuloten. Dabei stand auch eine Klärung der vielfältigen, oft unterschiedlich verstandenen Begriffe im Zentrum, die im Rahmen von Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung angewendet werden und die die Zusammenarbeit der Beteiligten häufig erschweren. „Dieser Austausch ist auch im Online-Format gut gelungen. Wissenschaft und Praxis, Vortragende wie Teilnehmende hatten ein Forum für ihre Anliegen,“ so Prof. Dr. Rudolf Schröder vom IfÖB. Dabei seien auch weitere Bedarfe zu Kommunikation und Zusammenarbeit der Akteur*innen deutlich geworden. Bildungsinstitutionen, Lehrpersonen, Beratende, Sozialarbeiter*innen, Arbeitgeber*innen und Verbände benötigen Wissen voneinander sowie eine enge Kooperation, um die komplexe Aufgabe der Beruflichen Orientierung von Menschen wirkungsvoll unterstützen zu können.
Dr. Verena Eberhard vom Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) stellte am ersten Tag in ihrer einführenden Keynote heraus, wie sehr die Berufswahl Jugendlicher von Werten und Erwartungen geprägt ist. Neben der kritischen Reflexion von Imageaspekten der Berufe sei auch das Wissen, wie realistisch ein Berufswunsch ist, hilfreich für den erfolgreichen Berufswahlprozess der jungen Menschen. Die anschließenden Workshops, Vorträge und Posterpräsentationen waren gerade auch für Nachwuchswissenschaftler*innen eine lohnende Möglichkeit, sich mit ihren Projekten und Anliegen zu präsentieren, wie auch Prof. Dr. Bernd-Joachim Ertelt, Mitveranstalter aufseiten der HdBA, betont. Neben bekannteren Ansätzen zur Beruflichen Orientierung und praktischen Erfahrungen zu deren Anwendung wurden auch neue Ideen vorgestellt, in Workshops ausprobiert und diskutiert. Dabei standen häufig digitale Instrumente und deren Anwendung im Mittelpunkt, bestimmte Zielgruppen der Beruflichen Orientierung, aber auch die Kompetenzentwicklung von Lehrpersonen oder die Anwendung aktueller Berufswahltheorien und -methoden. Um letztere drehte sich auch am zweiten Tag die Keynote von Prof. Dr. Marc Schreiber von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Schreiber unterstrich, dass sich die Paradigmen der Passung, des Lebenslangen Lernens und des Life Design nicht als Gegensätze ausschließen müssen, sondern in einer Laufbahnberatung alle diese Dimensionen eingehen können. „Die Herausforderung besteht in der Anwendung der konkreten Beratungsmethoden.“
Rainer Thiel, Bundesvorsitzender des dvb, bekräftigt den Erfolg der Tagung. Im kommenden Jahr wird es eine Fortsetzung der Themen im Rahmen einer weiteren gemeinsamen Fachtagung an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg geben, diesmal in Präsenz.
Link zur Tagungsdokumentation:
https://dvb-fachverband.de/veranstaltungen/dokumentationen/tagung-berufliche-orientierung/