„Quereinsteiger können ja gar nicht so gut sein wie gelernte Fachkräfte“, „Quereinsteiger sind nur Menschen, die nicht wissen was sie wollen“ und weitere Klischees sind mit Quereinsteigern verbunden. Gerade jetzt dürfen immer mehr Menschen kennenlernen, dass man gar nicht immer Schuld daran ist, seine Branche wechseln zu müssen. Durch Corona haben viele Menschen ihren Job verloren und müssen sich in Folge dessen umorientieren. Doch wie macht man das Ganze? Wo haben Quereinsteiger besondere Chancen? Menschen, die nun selbst den Schritt in diese Richtung gewagt haben, merken, dass eine andere Perspektive auf verschiedene Arbeit ziemlich nützlich sein kann und neue Motivation mit sich bringt. Diese Verlockung zeigt sich auch immer mehr in den neu entstehenden Berufen.
Was ist ein Quereinsteiger?
Als Quereinsteiger oder auch Seiteneinsteiger wird eine Person bezeichnet, die aus einer fremden Sparte/Branche in ein neues Betätigungsfeld wechselt, ohne die für diesen Beruf sonst allgemein übliche „klassische“ Berufsausbildung absolviert zu haben. Sie setzen häufig auf ihre Talente, Fähigkeiten und Erfahrungen, um Interesse an bestimmten Aufgaben in ein Beschäftigungsverhältnis umzuwandeln. Sie machen praktisch aus einem Hobby einen Beruf. Diesen Schritt nehmen oftmals Menschen aus Selbstmotivation vor oder werden durch eine geänderte berufliche Situation gezwungen (bspw. Entlassung).
Unternehmen stellen Quereinsteiger häufig ein um einen speziellen Einblick von außen auf die eigene Arbeit zu bekommen. Durch die hohe Motivation des Quereinsteigers kann er oder sie sich oftmals schnell einbringen. Bestimmte Vorerfahrungen machen diese Mitarbeiter umso wertvoller. Weitere Kenntnisse zum Job werden durch Workshops, Weiterbildungen und beim Arbeiten selbst erlernt. Ein Abschluss kann in einigen Branchen nachträglich abgeschlossen werden.
Eine 2020 veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung sieht immer höhere Berufschancen für Quereinsteiger. Aufgrund des Mangels an Fachkräften stellen Unternehmen solche Bewerber immer häufiger ein. Teilqualifizierte sind mittlerweile genauso gefragt wie Menschen mit abgeschlossener Ausbildung.
Quereinsteiger ist zum Beispiel ein Ingenieur, der zum Vorstand in einer großen deutschen Aktiengesellschaft für das Ressort Personal oder Controlling/Finanzen berufen wird. Auch Juristen, die zum Beispiel vom Verband in die freie Wirtschaft wechseln, oder Diplom-Kaufleute, die von der Automobil- in die Medizinbranche wechseln.
Wo haben Quereinsteiger besonders Chancen?
In manchen Branchen sind Quereinsteiger besonders beliebt, weil sich Kenntnisse in anderen Fachbereichen dort sehr belohnt machen. Ein sehr typisches Beispiel ist die Politik. Durch die Kenntnisse in verschiedenen Themenbereichen, ohne weitere Kenntnis über politische Konstellationen, kann man dort Fuß fassen. Viele steigen neben der Arbeit früh in die Politik ein und wagen dann später den Schritt in höhere Ämter. Genauso kann man sich aber auch als Bürgermeister bewerben.
Wie eben bereits genannt besteht auch durch den Fachkräftemangel ein erhöhtes Interesse an Quereinsteigern. Dieser Fachkräftemangel besteht vorwiegend im Handwerk und in der Pflege. Hier reichen oftmals Fortbildungen und Umschulungen, um in diese Berufszweige einzusteigen. Gewisse Vorkenntnisse durch persönliches Interesse geben einem auch hier verschiedene Vorteile. Begeisterte Heimwerker und Möbelbauer schaffen vielleicht eher den Schritt zum Schreiner und Menschen, die sich aufgrund der privaten Situation lange um seine Großeltern kümmern musste, fällt der Einstieg in die Pflege leichter.
Eine Berufssparte, die fast ausschließlich von Quereinsteigern bedient wird, ist der Sport. Zahlreiche Sportler fangen mit einem Hobby an, welches sie als Kind anfingen und zunehmend ernster nahmen, aber parallel eine Ausbildung machten. Mit einer Menge Glück und jeder Menge Anstrengung schaffen es einige wenige zum Profi. Das schaffen sie oft auch ohne Sport studiert zu haben.
Die sich ausbreitende Medienbranche findet allerdings genauso Verwendung für Quereinsteiger. Influencer sprießen nur so aus dem Boden und diese wollen auch ihre eigene Marke aufbauen. Hier werden dann Online Marketer benötigt oder Menschen, die Online-Shops aufbauen können. Auch bei der Produktion von Videos und Filmen für Influencer aber auch für Film- und Fernsehen findet man einen ausgezeichneten Einstieg. Wenn man sich bei großen Produktionsfirmen umschaut, wird man schnell bemerken, dass viele Mitarbeiter ihren Weg über Umwege zur Produktion gefunden haben. Oft wird als Produktionsfahrer oder Set Runner neben dem Studium angefangen und dann Blut geleckt. Mit dem nötigen Engagement arbeitet man sich dann schnell in der Filmbranche hoch. Einen Abschluss lässt sich dann bei der IHK nachholen.
Prominente Beispiele für Quereinsteiger
- Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, der Germanistik, Theater- und Musikwissenschaft studiert hat.
- Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der BVG, die unter anderem Psychologie und Pädagogik studierte.
- Franz Beckenbauer, Bundestrainer, der vorher als Spieler tätig war.
- Clint Eastwood, Bürgermeister von Carmel, vorher Schauspieler.
- Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien.