Egal ob es ein Praktikum bei der Bundespolizei ist, in einer Zahnarztpraxis oder bei einer riesigen Versicherung: Bricht man das Prinzip Praktikum auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter, ist es das unbezahlte Hineinschnuppern in ein zuvor unentdecktes Berufsfeld – und eine bislang unbekannte Firma dazu. Das ist mehr als nur eine schöne Ergänzung für den Lebenslauf. Es ist die Chance, sich selbst zu beweisen.
Die folgenden Tipps und Tricks sollte deshalb jeder kennen und beherzigen. Denn sie ermöglichen es einem, das absolute Maximum aus jedem Praktikum herauszuholen.
- Nicht vom Geldmangel ablenken lassen
Ja, ein Praktikum ist in aller Regel unbezahlt. Und das ist gerade dann, wenn man sich nicht in einer Lebenslage befindet, in der es möglich ist, seinen Lebensunterhalt vom Amt finanzieren zu lassen, durchaus ein Kostenfaktor.
Aber gerade die Tatsache, dass diese Abwesenheit einer Vergütung bei vielen dafür sorgt, dass sie sich weniger anstrengen, sollte zu denken geben. Besser ist es deshalb, im Zweifelsfall über einen Minikredit, den es bei smava gibt, dafür zu sorgen, dass man sein Praktikum durchziehen kann, ohne an Geld zu denken – oder seine Arbeitsleistung dort zu schmälern, indem man noch einen Nebenjob ausüben muss.
- Grundsätzlich positiv sehen
Nicht jedes Praktikum ist freiwillig. Für manche Schüler und Studenten ist es auch Pflicht – und deshalb nicht immer wohlgelitten.
Das allerdings ist die vollkommen falsche Denkweise: Jedes Praktikum entlohnt einen durch eine Fülle an Erfahrungen, die man über diese Firma und diesen Beruf bekommt. Selbst wenn man zum Schluss kommen sollte, dass dieses Feld nichts für einen selbst ist, so ist man dennoch um genau diese Erfahrung reicher.
Vielleicht mag das nicht das Primärziel sein, mit dem man ins Praktikum hineingeht. Aber auch das ist ein wertvoller Lohn, den man nie unterschätzen sollte.
- Hochmotiviert auch ohne Anstellung
Jedes Unternehmen kann man sich wie eine Maschine vorstellen. Jeder Mitarbeiter ist ein Rädchen und alles funktioniert, weil es weder zu viele noch zu wenige Rädchen gibt. Nun kommt ein Praktikant ins Haus. Auch er ist ein weiteres Rädchen. Doch weil er nur kurz bleiben wird, fällt es oftmals schwer, ihn in dieses Getriebe zu integrieren.
Man weiß genau, dass man nur einige Tage oder Wochen hier verbringen wird. Und nicht selten leidet darunter die Motivation. Auch das ist pures Gift. Denn wer im Praktikum glänzt, bekommt zumindest ein hervorragendes Praktikumszeugnis – auch im Praktikum gilt § 630 BGB. Und nicht selten auch die Zusage, sich später jederzeit bewerben zu können. Beides sollte Grund genug sein, auch wenn man sich wie ein fünftes Rad am Wagen vorkommt, täglich Höchstleistungen zu zeigen und vielleicht über das hinauszugehen, was die routinierten Kollegen vorleben.
- Ziele haben
„Schau mer mal“. Wer mit einer dermaßen lockeren Einstellung in ein Praktikum hineingeht, darf sich nicht wundern, wenn er nur einen sehr überschaubaren Nutzen daraus ziehen kann – man geht einfach los, ohne genau zu wissen, was man eigentlich möchte.
Tatsächlich sollte man sich ganz konkrete Ziele setzen. Das ist einfacher, als mancher denkt und beginnt mit Fragestellungen:
- Was möchte ich nach dem Praktikum können, was ich zuvor noch nicht konnte?
- Was ist die Lehre, die ich aus dem Praktikum ins weitere Leben mitnehmen möchte?
- Was sind die fünf wichtigsten Ziele, die ich hier erreichen möchte?
- Wie realistisch sind meine vorherigen Antworten?
Wenn man sich diese Fragen stellt und beantwortet, nordet man einen „Praktikums-Kompass“ ein und kann konkret daran arbeiten, die Ziele zu erreichen.
- Unbedingt alles aufschreiben
Wir verweisen nochmals kurz auf die ersten Sätze des dritten Kapitels vom Rädchen im Getriebe. In vielen Häusern wird man damit konfrontiert werden, dass man als Praktikant „zwischengeschoben“ werden muss. Nicht aus bösem Willen, sondern weil die Mitarbeiter sich vornehmlich ihrem eigentlichen Job widmen müssen.
Das hat häufig zur Folge, dass man Informationen komprimiert bekommt, dass vieles schnell erklärt werden muss und wenig Zeit für direkte Nachfragen bleibt. Aus diesem Grund sollte ein Notizbuch ständiger Begleiter sein. Falls es nur ein Praktikum ist, braucht man zwar keine Steno zu lernen; will man jedoch mehrere Praktika in vergleichsweise kurzen Zeiträumen absolvieren, bietet es sich durchaus an, sich mit dieser Kurzschrift vertraut zu machen.
Auf jeden Fall schreibt man einfach mit – und liest sich alles am Ende des Tages in Ruhe durch, notiert sich Fragen und stellt sie am nächsten Tag.
- Webseite zum Namen-Merken
Je nach Größe der Firma bzw. der Abteilung wird man am ersten Tag seines Praktikums mit zahllosen Gesichtern und dazugehörigen Namen konfrontiert werden – und längst nicht jeder verfügt über das Talent, beides beim ersten Mal unverrückbar in seinem Gedächtnis zu speichern.
Allerdings birgt das ständige Entschuldigen („Hallo, Herr…äääh“) durchaus gewisses Potenzial, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Wenn man es vermeiden will:
- Vor allem bei Führungspersönlichkeiten und Azubis besonders aufmerksam sein – hier besteht das größte Risiko für Ranggefüge-Fauxpas.
- Vorher die Firmenwebseite nach Personalfotos durchforsten und üben. Falls das nicht hilft, auf der Facebook-Seite oder den typischen Businessportalen (etwa Xing) nachschauen, ob es dort Profile gibt.
- Bei der Vorstellung den Namen nicht nur hören, sondern direkt aussprechen („Das ist Frau Weinert, die betreut die Auszubildenden“ -> „Hallo, Frau Weinert“). Das ist ein toller Psychotrick zum Merken von Namen.
Allerdings: Falls man mal einen Namen nicht sofort parat haben sollte, geht davon auch die Welt nicht unter. Auch in Häusern mit steilen Hierarchien erwartet niemand, dass ein Praktikant alle so gut kennt wie ein langjähriger Mitarbeiter.
- Eindruck jenseits der reinen Arbeit hinterlassen
Den stärksten Eindruck bei einem Praktikum hinterlässt man natürlich durch gute Arbeit, Leistungsbereitschaft und das Talent, zuzuhören. Aber niemals sollte man dabei die menschliche Komponente vergessen. Gerade wenn es um das langfristige Erinnern an jemanden geht, sticht oft derjenige heraus, der sich auch in anderen Bereichen positiv von der Praktikanten-Masse abgehoben hat.
Wenn man als derjenige in Erinnerung bleibt, der zum Einstand Muffins mitbrachte oder an seinem letzten Tag einen Korb mit Äpfeln aus seinem Garten, bleibt man definitiv in den Köpfen – und vielleicht denkt in ein paar Semestern ein Vorgesetzter daran, wenn er nun eine Berufsbewerbung dieses Praktikanten auf den Tisch bekommt.
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