Du hast deinen Bachelor in der Tasche und überlegst, wie es jetzt weitergehen könnte? Vor dieser Frage steht wahrscheinlich jeder zweite Hochschulabsolvent. Erneut steht man vor der Herausforderung: „Ich habe einen Abschluss, aber wo genau ich jetzt hinmöchte, kann ich eigentlich noch gar nicht so richtig sagen.“ Diese Phase der Unentschlossenheit ist vermutlich nicht die Erste. Bereits nach dem Abschluss der allgemeinen Hochschulreife stand man vor diesem Rätsel. Man ist theoretisch qualifiziert, hat aber so viele verschiedene Möglichkeiten sich weiterzubilden und ist überfordert mit den ganzen Angeboten, die auf dem Arbeitsmarkt vorliegen. Und nicht nur diesen Herausforderungen muss man gewappnet entgegen gehen – zusätzlich kommt das Gefühl auf, sich vielleicht noch ein wenig mehr kennenzulernen, andere Länder zu erkunden und dann herauszufinden, wo man überhaupt hinmöchte.
Vielfalt an Möglichkeiten
Aus all diesen Möglichkeiten resultieren dann wieder verschiedene Fragen: Kann ich ein Jahr aussetzen, sodass es nicht „faul“ in meinem Lebenslauf wirkt? Bin ich schon bereit für ein weiteres Studium oder für einen Arbeitsplatz meine jetzige Lebenssituation zu ändern? Welches Ziel habe ich überhaupt, möchte ich Karriere machen oder mich vielleicht auch auf die Familienplanung konzentrieren? Fragen über Fragen. Wir von Praktikum.de versuchen dir bei all diesen Schwierigkeiten ein kleines Licht am Ende des Tunnels entgegen zu bringen.
Wie du wahrscheinlich auch schon weißt, gibt es generell erstmal folgende Optionen nach dem Bachelor-Abschluss:
- Absolvierung eines Master-Studienabschlusses
- Absolvierung eines zweiten Bachelors
- Auslandsaufenthalte
- Auslandspraktika
- Work and Travel
- Praktika
- Freiwilliges soziales Jahr
- Trainee oder Volontariat
- Direkter Berufseinstieg (und eventuell darauffolgend ein Master-Studium)
Entscheidungen treffen
Allein diese Liste an Möglichkeiten wirkt schon überfordernd. Hinzu kommt die Eigenschaft, perfekte Entscheidungen treffen zu wollen, um bloß nicht falsch gehandelt zu haben. Doch wie soll man herausfinden, dass man sich falsch entschieden hat? Richtig, eigentlich gar nicht. Denn, wenn du einen Weg gegangen bist, bist du ihn eben gegangen und kannst ihn kaum rückgängig machen. Der erste Schritt bei deiner Entscheidung sollte deswegen eine „Änderung“ im Denken sein. Gehe einen Weg und wenn du am Ende angekommen bist, schaust du erneut, welche Optionen dir offenstehen. Schließlich bedeutet es nicht, dass dein gegangener Weg keinen anderen Weg kreuzen kann.
Master
Seit langem gilt, dass ein Master vor allem eine gute Wahl ist, wenn du eine wissenschaftliche Karriere oder eine höhere Position in einem Unternehmen anstrebst. Generell nimmt ein Masterstudiengang meist zwei bis vier Semester in Anspruch, also ein bis zwei weitere Jahre des Lernens.
Bei dieser Option bist du meist was eingeschränkter als nach dem Erwerben deines Abiturs. Denn mit dem Bachelor hast du dich schließlich schon für eine bestimmte Richtung entschieden. Dennoch kannst du dich entscheiden, ob du eine spezialisiertere oder eher offene Richtung bei deiner Fachwahl einschlägst. Das Masterstudium wird dabei unterschieden in konsekutive oder weiterbildende Master. Konsekutiv bedeutet in diesem Fall, dass der Master deinen Bachelor-Studiengang fortsetzt. Nicht-konsekutive Studiengänge richten sich an Absolventen, die sich inhaltlich neu orientiert haben- oder es möchten. Weiterbildende Master-Studiengänge darüber hinaus richten sich an bereits längere Zeit berufstätige Akademiker.
Generell gelten verschiedene Bewerbungsfristen und Qualifikationen. Die Bachelornote ist dabei stets Voraussetzung. Manchmal benötigst du bestimmte Fremdsprachen, musst Motivationsschreiben formulieren oder Auswahlgespräche durchlaufen. Was du vielleicht noch nicht wusstest: Falls du deinen Bachelor an einer Fachhochschule erworben hast, kannst du dich auch an einer Universität für einen Master bewerben und andersrum. Wenn du deinen Abschluss an der Universität gemacht hast, kannst du dich für einen Master-Studiengang an einer FH bewerben. Dabei kann es jedoch vorkommen, dass bei der Zulassung bestimmte Fächer und Module vorausgesetzt werden, die du gegebenenfalls noch nachholen musst. Da eine Fachhochschule meist mehr praxisorientiert arbeitet, könnte es vorkommen, dass du dir einige theoretische Inhalte aneignen musst.
Im Bachelorstudiengang hast du keine Auslandserfahrungen sammeln können? Dann kannst du diese Erfahrungen in deinem Master nachholen. Es ist nämlich möglich einen Teil (oder auch dein ganzes Studium) im Ausland zu absolvieren. Informationen dazu bietet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Über die Zulassung entscheiden dann jedoch die ausländischen Hochschulen.
Nur um den Abschluss Willens musst du jedoch keinen Master-Studiengang absolvieren. In verschiedenen Bereichen lohnt sich nämlich der Abschluss mal mehr und mal weniger. Vor allem in wirtschaftlichen und technischen Bereichen und den MINT-Fächern lohnt sich diese Fortbildung. Meist wird der Master-Abschluss überschätzt: Bachelor-Absolventen steigen früher in die Berufswelt ein, weswegen sie meist früher praktische Erfahrungen sammeln können als Master-Absolventen. Bachelor-Abgänger erhalten oft nach den ersten zwei Jahren eine Gehaltserhöhung, die dann dem Einstiegsgehalt der Master-Absolventen gleicht. Master-Absolventen haben demnach mehr theoretische Kenntnisse, Bachelor-Absolventen Praktische. Erkunde dich also rechtzeitig, wie die Bedingungen in deinem Fachbereich aussehen. Im Bereich Forschung und Entwicklung werden jedoch Masterabschlüsse vorausgesetzt- wenn nicht sogar noch die Promotion verlangt. Im Gegenzug kommt es im Bereich Medien/ Marketing/ PR meistens auf praktische Erfahrungen an. Auch persönliche Eigenschaften sind sehr wichtig, da du als Bewerber zur jeweiligen Unternehmenskultur passen solltest.
Zweiter Bachelor
Macht Sinn, wenn du nach Abschluss deines Bachelors bemerkt hast, dass du dich vielleicht doch eher in eine andere Richtung entwickeln möchtest. Vielleicht hast du auch einen medienbasierten Studiengang absolviert, dir fehlen allerdings noch kaufmännische und Marketing-Kenntnisse – dann hättest du beispielsweise die Möglichkeit ein BWL Studium als weitere Basis zu wählen. Solange du später begründen kannst, weswegen du deine Entscheidungen getroffen hast, dürfte dies eigentlich kein Problem sein. Dennoch gibt es auch Alternativen, wie beispielsweise Wochenend-Fortbildungen oder Workshops, um bestimmte Kenntnisse zu erlangen, die deiner Meinung nach fehlen. Eine weitere Option wären außerdem verschiedene Praktika.
Praktika
Kommt in Frage, wenn du beispielsweise schon ungefähr weißt, in welche Branche du möchtest, aber dir mit dem genauen Bereich noch unschlüssig bist. Praktika sind dafür perfekt- du kannst beispielsweise in einem Jahr vier unterschiedliche Praktika absolvieren, wenn diese mit einer Befristung von drei Monaten einhergehen.
Bei Praktika ergibt sich dann meist die Frage- vor allem, wenn du nicht mehr zu Hause lebst- ob diese vergütet sind oder nicht. Somit wird man meist ein wenig eingeschränkt, allerdings kannst du vielleicht auf Unterstützung deiner Eltern hoffen, dein Gespartes anrühren oder eben ausschließlich Praktika annehmen, die vergütet werden. In jedem Fall wirst du wertvolle Erfahrungen in dieser Zeit sammeln können und dir mit deiner Entscheidung klarer werden.
Auslandsaufenthalt (Gap Year)
Wenn Master oder Praktika keine Optionen für dich sind und du das Gefühl hast, dass du mal „raus musst“, dann wäre ein Auslandsaufenthalt eine gute Lösung. Andere Kulturen erkunden, noch selbstständiger werden und sich seiner selbst klar werden.
Auch bei dieser Entscheidung eröffnen sich verschiedene Wege: Work and Travel, Auslandspraktika, Au-Pair und, und und. In Amerika ist solch ein Jahr schon weiter verbreitet und wird von vielen Absolventen genutzt. Das sogenannte „Gap Year“ gilt als Zeit zwischen zwei Lebensabschnitten und soll dazu dienen, Neues auszuprobieren. Die Zeit nach dem Bachelor bietet sich dafür eigentlich gut an. Du hast bereits einen Abschluss mit dem du, neben den „normalen Aushilfsjobs“, versuchen kannst dich in einem Bereich deiner erworbenen Kenntnisse zu arbeiten- in Form eines Auslandspraktikums- und nebenbei die Sprache zu erlernen oder zu verbessern. Wenn du erstmal einen freien Kopf bekommen möchtest und dich vom Lernstress erholen willst, bietet sich dafür Work and Travel an, wo du meist Kellner- oder handwerkliche Jobs übernehmen wirst.
Egal, welche Form dein Auslandsaufenthalt annehmen wird- du wirst viele neue Menschen-, eine neue Kultur und eine neue Sprache kennenlernen. Da du auf dich alleine gestellt bist, nimmt diese Lebensform eine neue Dimension der Selbstständigkeit an und vielleicht wirst du in deinem Aufenthaltsland auch anderweitige Inspirationen für deinen weiteren Werdegang finden.
Freiwilliges soziales Jahr
Dieses soziale Jahr ist generell für Personen möglich, die die Vollzeitschulpflicht erfüllt und noch nicht ihr 27. Lebensjahr vollendet haben. Du kannst dich während dieses Jahrs sozial bei Wohlfahrtsverbänden, Religionsgemeinschaften sowie Bund, Ländern und Gemeinden engagieren. Dabei hast du normalerweise eine 40 Stunden Woche, die Vergütung hängt dabei stark von dem Träger ab- oft ist so ein freiwilliges soziales Jahr jedoch auch vergütungslos.
Trainee oder Volontariat
Eine Trainee-Stelle oder ein Volontariat sind weitere Möglichkeiten nach dem Bachelor-Abschluss. Dabei bildest du dich meist nochmals für zwei Jahre fort- jedoch nicht nur theoretisch, sondern auch vor allem praktisch. Du durchläufst viele verschiedene Bereiche eines Unternehmens und das meist mit dem Ziel danach im Unternehmen angestellt zu werden. Mehr Informationen findest du dazu in unserem Artikel „Trainee vs.Volontariat“.
Direkter Berufseinstieg
Die wahrscheinlich letzte Möglichkeit ist der sofortige Berufseinstieg nach deinem Bachelor-Abschluss. Dafür kannst du dir auf verschiedenen Online-Plattformen Stellenausschreibungen anschauen oder dich bei dem eventuellen Job neben deinem Studium auf eine feste Stelle bewerben.
Direkter Berufseinstieg muss übrigens nicht heißen, dass du nicht nochmal studieren kannst. Hier ergibt sich beispielsweise die Möglichkeit nach ca. zwei bis drei Jahren Berufserfahrung einen berufsbegleitenden Master zu beginnen. Denn einige Akademiker bemerken im Laufe ihrer Laufbahn, dass gewisse Inhalte fehlen und am besten zunächst theoretisch aufgebaut werden sollten. Die anfallenden Kosten könnte zum Teil von deinem Arbeitgeber übernommen werden. Entweder werden dir die Stunden bezahlt, die du in der Uni verbringst, wenn Studiengebühren anfallen könnten auch diese übernommen werden. Das unterscheidet sich jedoch von Fall zu Fall.
Wie auch immer du dich entscheidest, wir wünschen dir viel Erfolg! Und denk immer dran- es gibt viele Wege, die deinen Kreuzen können, man muss einfach immer weitergehen.