Arbeit im Wandel – Wie die Digitalisierung die Berufswelt beeinflusst

Digitalisierung – ein Begriff, den heut zu Tage so gut wie jeder schon mal in den Mund genommen hat. Beinahe in jedem Beruf macht sich diese Entwicklung bemerkbar. Arbeitsprozesse werden verändert und optimiert, bestimmte Bereiche werden durch Technologien ersetzt, neue Berufszweige eröffnen sich. Doch wie sehr beeinflusst die Digitalisierung die Entwicklung der Berufswelt? Wie wirkt sie sich aus? Ein Überblick.

Häufig wirkt es so, als sei die Digitalisierung mit einem Fingerschnipsen entstanden – so ist es natürlich nicht. Die Digitalisierung hat sich mehr oder weniger bereits in den ersten Automatisierungsprozessen vor mehreren hundert Jahren geäußert, beispielsweise bei dem sich eigenständig drehenden Rad der Windmühle im Jahr 1745. Doch wie kann diese Entwicklung auf die heutige Zeit bezogen werden?

Von 1950 bis heute

Im 20. Jahrhundert zahlten Arbeitgeber den Arbeitnehmern monetäre Vergütungen, zum Beispiel Sozialleistungsbeträge. Somit wollten sie Motivation bei den Arbeitern schaffen und effizienter werden. Das Ganze wandelte sich dann bereits 20 Jahre später: ab 1970 importiere man Wissen aus den USA. Die Arbeitnehmer hatten andere Ansprüche an ihren Arbeitsplatz. Im Fokus stand die Zufriedenheit im Beruf. Die Arbeit galt als Ort der Selbstverwirklichung und wurde nicht mehr als „Mühsal“ angesehen, die durch monetäre Vergütung ausgeglichen werden musste. Diese Emotionalisierung des Berufs – dass der eigene Job Spaß macht und man gerne hingeht, um sich zu verwirklichen – zeigte sich dann in den 2000ern. Die Produktivität hat sich verdoppelt und das, obwohl die Gehälter stagniert- und nicht mit gestiegen sind. Die Ausgaben für Arbeitnehmer sanken. Menschen arbeiteten und arbeiten heute häufig mehr als vertraglich geregelt, da sie „Spaß“ am Job haben und somit mit mehr Motivation agieren und mal hier und da gerne Überstunden machen. Auch, um ihre Selbstverwirklichung umzusetzen und zu befriedigen. Daraus ergibt sich eine komplexere Aufgabenbewältigung, ohne Einkommenszuwachs.

Emotionalisierung des Berufs

Diese Gegebenheit wird durch die sich immer schneller voranschreitende Digitalisierung weiter vorangetrieben. Zum einen ergibt sich der Vorteil, dass durch mobile Arbeitsgeräte freiere Arbeitszeiten und ortsunabhängiges Arbeiten möglich ist, zum anderen wird dieser Vorteil auch zum Nachteil. Das Zusammenspiel von Familie und Beruf kann durch diese Entwicklung einfacher gehandhabt werden, Arbeitnehmer sind durch die Mobilität jedoch auch rund um die Uhr erreichbar, weshalb die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit schwinden. Aus diesen Gründen wird häufig gesagt, dass Emotionalisierung in der Arbeit gefährlich sei, da auf diesem Wege eher akzeptiert wird, dass unbezahlte Überstunden gemacht werden. Die 40 Stunden Woche verliert mehr und mehr an Bedeutung. Die Regelung des 8 Stunden Arbeitstages wurde jedoch aus bestimmten Gründen, wie beispielsweise der Belastbarkeit des Menschen entworfen und sollte deswegen eingehalten werden. Nicht nur, weil die Produktivität und Konzentration der Arbeitnehmer schon nach 6 Stunden sinkt.

Die offensichtlichste Veränderung ist, die immer rasant und flexibel werdende Welt. Die heutige Arbeitswelt, auch Arbeit oder Industrie 4.0 genannt, ist geprägt vom lebenslangen Lernen, was aus den, sich ständig ändernden Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt, resultiert. Digitalisierung beeinflusst die Berufswelt in dem Sinne, dass sie zum einen Prozesse, durch zum Beispiel Erstellungsprogramme oder den weltweiten Austausch per Mail erleichtert. Durch die vernetzen Computer könnte jedoch theoretisch das Verhalten und Leistungen der Arbeitnehmer ständig kontrolliert und aufgezeichnet werden. An dieser Stelle kommen auch datenschutzrechtliche Fragen ins Spiel.

Chancen der Digitalisierung

Doch von den negativen Aspekten mal abgesehen. Natürlich bringt die Digitalisierung weitaus mehr Vorteile mit als die Mobilität des Arbeitsplatzes. Generell entwickelt sich eine völlig neue Arbeitskultur – Flexibilität ist hier genau das richtige Stichwort. Digitalisierung ermöglicht nicht nur die Mobilität des Arbeitsplatzes, sondern darüber hinaus entstehen außerdem neue Arbeitsformen. Veraltete Regelungen, wie beispielsweise der 8 Stunden Tag, werden in einzelnen Unternehmen abgeschafft. Dies steht im Kontrast zu dem zuvor aufgeführten Argument, dass immer mehr Menschen (freiwillig) Überstunden machen, jedoch existieren diese zwei verschiedenen Formen parallel. Ein Unternehmen in Schweden führte beispielsweise den 6 Stunden Tag ein, woraus mehr Produktivität, weniger Fluktuation und der Rückgang psychischer Beschwerden und Krankmeldungen für das Unternehmen resultierte. Besonders bei geistig anstrengender Arbeit fällt die Konzentration nach 6 Stunden konstant ab. Neben der Einführung solch neuer Formen ergibt sich, wie bereits oben aufgeführt, die flexiblere Einteilung seiner Arbeit. Die Work Life Balance kann dadurch wiederum freier gestaltet werden und sorgt durch die entstandene Freiheit für mehr Zufriedenheit, weniger Stress und die einfachere Gestaltung seines Alltags. Zudem wird das Arbeiten in der heutigen Zeit sicherer: Die Arbeitsunfälle sanken von 1960 bis 2014 um fast 80 Prozent.

Obwohl sich viele Menschen vor der Digitalisierung- und dem Einsatz von Maschinen und Robotern fürchten, weist die Digitalisierung folgende Entwicklung auf: Sie führt vermehrt zu sinkenden Produktionskosten und sinkenden Angebotspreisen, da Maschinen und Roboter beispielsweise schneller arbeiten. Laut Wissenschaftlern, beziehungsweise auch aus menschlichem Verstand kann somit gefolgert werden, dass diese Entwicklung wiederum zu einer erhöhten Produktnachfrage führt, die gleichsam auf Seiten der Unternehmen zum Anstieg der Arbeitsnachfrage steuert. Die Arbeit wird außerdem vielfältiger, da Routineaufgaben automatisiert, durch zum Beispiel Erstellungsprogramme, erledigt werden.

Im Endeffekt muss jeder für sich selbst die Auswirkungen der Digitalisierung beurteilen und einschätzen. In jedem Fall ist jedoch sicher, dass sich diese Entwicklung immer mehr in den Alltag und in die Berufswelt „einschleichen“ wird und man darauf eingehen und reagieren sollte. Wir sind jedenfalls gespannt, welche Veränderungen noch kommen werden!