Wir sind Exportweltmeister! – So oder so ähnlich heißt es immer wieder, wenn auserkorene Helden der deutschen Wirtschaft – allen voran die Automobilindustrie – als Stabilitätsanker der hiesigen Volkswirtschaft frenetisch gefeiert, oder wie im Fall des Abgasskandals gerügt, werden. Dass auch andere Wirtschaftszweige durchaus eine gesamtwirtschaftlich hohe Stabilitiätswirkung haben, gerät dabei schnell aus dem Blick. So sei etwa die Immobilienbranche ein wahrer „Stabilitätsfaktor der deutschen Volkswirtschaft“ und ein „wirtschaftlicher Anker für ganz Europa“, wie das Handelsblatt in Berufung auf eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) berichtet. Für Schüler und Studenten, die sich Gedanken um einen Praktikumsplatz und damit zusammenhängend um spätere Berufschancen machen, scheint dies insofern ein lohnendes Erkundungsgebiet zu sein, dessen Potenziale im Folgenden näher beleuchtet werden sollen.
Zusammen mit der Bauwirtschaft sowie den Hypothekenbanken sei die Immobilienwirtschaft sogar noch »größer« als die Autoindustrie oder der Einzelhandel, so das IW. Die Bruttowertschöpfung liege hier bei rund 500 Milliarden Euro, was ungefähr 18 % der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands entspräche. In absoluten Zahlen wäre das Immobilienvermögen in Deutschland mit 11,2 Billionen Euro zudem das größte in Europa. Relativ zur Einwohnerzahl betrachtet läge Deutschland hierbei im Vergleich zu anderen europäischen Staaten jedoch lediglich in der Mitte der Verteilung, was mit der relativ niedrigen Wohneigentumsquote zusammenhinge. Die Gefahr einer spekulativen Blase schätzen die Autoren der IW-Studie derweil als gering ein, da die aktuellen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt – wie etwa der Preisanstieg – gut erklärbar seien.
Unter diesen Umständen scheint ein Einstieg in die Immobilienbranche ein durchaus vernünftiger und zukunftssicherer Schritt zu sein. Ein Praktikum kann hier wertvolle Einblicke in die Innenwelt des Immobiliengeschäfts verschaffen und die Frage zu klären helfen, ob dies auch tatsächlich ein geeignetes Tätigkeitsfeld für einen selbst darstellt. Da es in Deutschland keine rechtlich geregelte Berufsausbildung zum Immobilienmakler gibt, geht der »klassische« Weg in diesen Beruf über eine dreijährige Ausbildung zum Immobilienkaufmann bzw. zur Immobilienkauffrau. Darüber hinaus gibt es spezifische Schulungen und Weiterbildungen. Zudem bieten manche Hochschulen und Universität den Studiengang »Immobilienwirtschaft« an – so etwa die Universitäten Regensburg und Stuttgart.
Welcher Bereich in der Immobilienbranche lohnt sich mehr?
In welchem Bereich innerhalb der Immobilienbranche man arbeiten möchte, ist eine persönliche Frage und insofern auch eine persönliche Entscheidung, die jeder und jede für sich treffen muss. Gleichwohl lässt sich anhand von Zahlen und Fakten eruieren, welcher Teilbereich der Immobilienwirtschaft sich momentan besonders gut entwickelt und daher zumindest aus einer ökonomischen Perspektive als lukrativ erscheint.
Als ein solch florierender Bereich wäre beispielsweise der Büromarkt zu sehen. Büro-Immobilien sind ein zurzeit hochgefragtes Gut. Dies bezeugen die seit Jahren sinkenden Leerstandsquoten sowohl auf den Top-Büromärkten als auch in den deutschen Mittelstädten. Verantwortlich dafür ist der Anstieg bürointensiver Tätigkeiten im Bereich freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen sowie im Bereich informations- und kommunikationsintensiver Tätigkeiten- so eine Studie der Wüest Partner Deutschland im Auftrag der TLG IMMOBILIEN AG. Dies wiederum habe mit der grundsätzlich guten Konjunkturlage, einem Strukturwandel der Arbeitswelt sowie mit steigenden Einwohnerzahlen zu tun, wie der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) berichtet. Ein besonders vielversprechendes Konzept stellt dabei momentan etwa das Geschäftsmodell der Angermann Real Estate AG dar. Hierbei wird beispielsweise eine Online-Bürosuche mit der Beratung durch einen lokal kundigen, professionellen Makler kombiniert und so die Erfolgschance, eine individuell passende Büroimmobilie zu finden, erheblich gesteigert. Innerhalb auf dieser Basis operierender Unternehmen versprechen etwaige Praktika von herausgehobenen Interesse zu sein, da man sowohl in die digitale Welt des Onlineimmobilienhandels als auch in die analoge Welt des »klassischen« Maklerberufes hineinschnuppern kann und somit gleich an vorderster Front mit dabei ist.
Fazit: Ein Praktikum lohnt sich immer
Unabhängig davon, ob man später tatsächlich in dieser Branche arbeiten wird, muss man zunächst feststellen, dass ein Praktikum sich immer lohnt. Es erweitert den persönlichen Erfahrungshorizont und trägt somit dazu bei, den individuellen Weg im Berufsleben besser zu schärfen. Die Immobilienbranche – und hier vor allem der Büromarkt – scheinen vor diesem Hintergrund als aus einer wohlgemerkt ökonomisch konnotierten Zukunftsperspektive heraus lohnende Praktikums- und letztlich Tätigkeitsfelder mit vielen Potenzialen zur individuellen Entwicklung zu sein. Eine abschließende Antwort kann auf die Frage, welches Praktikum sich am meisten lohnt, wie bereits angemerkt, natürlich niemals gegeben werden – aber eben drum ist es auch nur ein Praktikum und keine endgültige Berufsentscheidung.