Auf Erfolgskurs: Der Werdegang vom Praktikanten zum CEO

Praktika sind wichtig, keine Frage. Schüler, die kurz vor dem Abitur stehen, können erste praktische Erfahrungen im Berufsleben sammeln und auf diese Weise das breite Angebot an interessanten Studienfächern für sich eingrenzen. Im Studium reihen Studenten mitunter unzählige Praktika aneinander, um zukünftigen Arbeitgebern Engagement, berufliche Flexibilität und Erfahrung zu suggerieren. Zwar ist das Praktikum während des Studiums nicht allein entscheidend, mitunter kann es aber der Startschuss für eine einmalige Laufbahn sein.

Praktikantin und Ausbilder arbeiten vor dem PC-Monitor
Praktika bieten Schülern und Studenten interessante Einblicke in das Berufsleben.
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Schritt für Schritt in die Berufswelt

Nicht jeder hat das nötige Glück und besitzt womöglich auch nicht die Motivation und Akribie wie beispielsweise Mark Zuckerberg, bereits mit 19 Jahren Chef eines eigenen Unternehmens zu sein. Der ehemalige Harvard-Student schaffte es jedoch mit einer innovativen Idee und dem Mut, seine Vision in die Praxis umzusetzen, zu einem der erfolgreichsten Gründer aller Zeiten aufzusteigen – und das ganz ohne Studium oder praktische Expertise. Denn Mark Zuckerberg hat sein Studium abgebrochen und war auch nie als Praktikant tätig; bei einem anfänglich geschätzten Unternehmenswert von 10 Mrd. US-Dollar mag dies jedoch nicht überraschen.

Wer nicht zum Gründer und Start-up-Genie taugt, der muss die Hoffnung aber längst nicht aufgeben, irgendwann nicht doch einmal CEO werden zu können. CEO, das ist das neumoderne Wort für Chef. Englische Berufsbezeichnungen sind im Zeitalter „Internet und Digitalisierung“ angesagt und werden gerade von jungen, zukunftsorientierten Start-ups verwendet, nicht zuletzt, weil die meisten Unternehmen über das Word Wide Web agieren, und dort ist Internationalität ein Muss.

Englische Berufstitel und was sie bedeuten

CEOChief Executive OfficerFirmenchef oder Vorstandsvorsitzender
CCOChief Content OfficerVerantwortlicher für die Inhalte von Marketingmaßnahmen
CBDOChief Business Development OfficerVerantwortlich für die strategische Geschäftsentwicklung und Investitionen
CMOChief Marketing OfficerVerantwortlich für Preis- und Produktpolitik
CHROChief Human Resources OfficerPersonalchef

 
Wer noch inmitten seiner schulischen oder universitären Ausbildung steckt, für den ist der Weg bis zum Chief Executive Officer noch weit. Firmenchef oder – bei börsennotierten Unternehmen – Vorstandsvorsitzender haben indes viele junge Menschen als Ziel. Man hat etwas zu sagen, dirigiert Mitarbeiter, trifft wichtige Entscheidungen und – nicht zuletzt – verdient in der Regel auch am meisten Geld.

Bevor es jedoch um Fragen wie Firmenausrichtung, Strategiekonzepte und Produktentwicklung geht, müssen sich viele erst einmal einer anderen Grundsatzentscheidung widmen: In welcher Branche und in welchem Unternehmen möchte ich Fuß fassen? Was bei dieser Entscheidung oftmals hilft, das ist ein Praktikum, das schon für viele ehemalige Schüler und Studenten der Beginn einer erfolgreichen Karriere war, die bis zum CEO reichte.

Erfolg nach dem Praktikum – ehemalige Praktikanten zeigen wie es geht

Heinz Patzelt ist zwar nicht ganz so erfolgreich wie Mark Zuckerberg, doch auch er hat frühzeitig erkannt, dass im World Wide Web die Zukunft erfolgreicher Unternehmen liegt. Lange war er bei einem international renommierten Sportwettenanbieter tätig, bis er sich dazu entschied, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Mittlerweile verdient Heinz Patzelt sein Geld über Affiliate-Programme, das sind Vermittlungsprovisionen, die ihm ausbezahlt werden, sobald ein Besucher seiner Webseite über einen Link ein neues Wettkonto bei einem Sportwettenanbieter eröffnet und Geld einzahlt.

Doch bis zur Selbstständigkeit war es ein langer Weg für den mittlerweile erfolgreichen Unternehmer, der lange Zeit als Geschäftsführer tätig war. Der Betreiber des Portals sportwettentest.net erzählt: „Als ich noch Jugendlicher gewesen bin, saß ich im Supermarkt an der Kasse, um mein erstes eigenes Geld zu verdienen. Den Drang, finanziell unabhängig zu sein, besaß ich bereits seit Kindesbeinen an. In der Schule absolvierte ich dann ein Praktikum beim Wettanbieter Interwetten. Einige Jahre später kehrte ich genau dorthin zurück und leitete über Jahre hinweg das operative Geschäft, bevor ich entschloss, nur noch Chef von mir selbst sein zu wollen.“

Infografik zum Praktikum während des Studiums
Infografik zum Praktikum während des Studiums. | Infografikquelle: praktikum.de

 
Aber dennoch: Heinz Patzelt beweist, dass sich ein Praktikum einmal auszahlen kann, ganz gleich auf welche Art. Eine ähnliche Geschichte erzählt auch Dirk Czepluch, der es vom Werkstudenten zum CTO, also Chief Technical Officer, schaffte. Im Studium führte der Weg des erfolgreichen Karrieremachers zum Elektrokonzern Rohde & Schwarz. Circa zehn Jahre später darf sich Dirk Czepluch nun Geschäftsführer bei der Tochtergesellschaft Ipoque GmbH nennen, die in Leipzig tätig ist. Dort ist er für die Produktentwicklung verantwortlich und leitet zugleich eine Belegschaft bestehend aus 80 Männern und Frauen.

Auch Dirk Czepluch begann seine vielversprechende Berufskarriere also als Praktikant. Er selbst sagt, dies sei genau der richtige Weg für ihn gewesen. Denn dort sammelte er nicht nur erste praktische Erfahrungen, sondern fand zugleich weitere Motivation für seinen Diplomstudiengang Informations- und Systemtechnik. „Meine größte Motivation ist es, in einem kreativen und innovativen Umfeld zu arbeiten und technische Entwicklungen voranzutreiben“, beschreibt er sich und verrät weiter, dass Leidenschaft, Eigenverantwortlichkeit, aber auch Offenheit und Kommunikationsfähigkeit das charakteristische Fundament für eine Karriere bis zum Geschäftsführer seien.

Praktika allein genügen nicht

Die erfolgsgekrönten Geschichten manch ehemaliger Praktikanten dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nicht allein praktische Erfahrungen in der Wirtschaft sind, die den Schlüssel für das Tor zum beruflichen Erfolg öffnen. Dr. Andreas Sarcletti, promovierter Soziologe der Universität Bamberg, untersuchte in der Studie „Zur Bedeutung von Praktika und studentischen Erwerbstätigkeiten für den Berufseinstieg“,  wie wichtig praxisbezogene Tätigkeiten während der Studienzeit für den weiteren beruflichen Werdegang tatsächlich sind.

Dabei stellte sich heraus: Praktika sind relevant, aber nicht entscheidend. „Wichtiger sind die Abschlussnote, die Studiendauer und vor allem das studierte Fach“, so Sarcletti. Die Relevanz von Praktika hänge aber auch mit der Studienrichtung zusammen. Wer beispielsweise naturwissenschaftlich unterwiesen wird, der strebe im Regelfall ohnehin eine Tätigkeit in der Wissenschaft an und müsse sich nicht allzu stark um Praktika bemühen.

Statistik zur Bereitschaft der Unternehmen, studentischen Praktikanten den Mindestlohn zu zahlen
Statistik: Das Ende des Praktikums? Viele Unternehmen wollen aufgrund der Mindestlohnregelung zukünftig keine Studenten mehr beschäftigen. Bildquelle: eigene Darstellung

 
Ganz anders sieht dies aber bei Studiengängen aus, die fast gar keinen Praxisbezug besitzen, vor allen Dingen Sprach- und Kulturwissenschaften. Wer hier auf Praktika verzichtet, der wird sich später nur schwer auf dem Arbeitsmarkt zurechtfinden. Immerhin jedes fünfte Unternehmen besetzt eine vakante Stelle mit einem Bewerber, der bereits ein Praktikum bei ihnen absolvierte. Da die meisten Praktika aber unbezahlt sind, ist es für viele Studenten schwierig, eine solche Stelle anzutreten. Hier rät Sarclett zu studentischen Nebenjobs, die eine Nähe zum Studienfach aufweisen. Wer zum Beispiel Journalismus studiere, der solle sich um eine Tätigkeit in einer Redaktion bemühen.