Praktika gelten als Einstiegspforte in den Arbeitsmarkt und in ein Unternehmen. Doch müssen qualifizierte Kräfte tatsächlich beweisen, dass sie qualifiziert sind? Oder hat das Praktikum noch andere Vorteile.
Allgemeines zum Praktikum
Es gibt keine Altersbegrenzung für ein Praktikum. Tatsächlich machen deutlich mehr Erwachsene, die teilweise schon lange Berufserfahrung haben, ein Praktikum als Schüler oder Studenten. Praktika werden oft als unbezahlte Plätze angeboten, es gibt aber auch bezahlte Praktika. Unbezahlte stehen in dem Ruf, dass die Firmen zur Ausnutzung der Praktikanten neigen. Das muss nicht so sein. Letztendlich ist immer die Frage der eigenen Ziele und Wünsche ein Argument für oder gegen ein unbezahltes Praktikum.
Praktikum zur Berufsorientierung
Die meisten Praktika dienen der Berufsorientierung. Bevor eine Weiterbildung in der Lagerlogistik begonnen wird, kann ein Praktikum deutlich machen, ob realistische Vorstellungen von der Arbeit bestehen oder man sowohl die eigene Belastbarkeit über-, wie auch die Anforderungen der Tätigkeiten unterschätzt. Davon machen Schüler ebenso Gebrauch wie Berufserfahrene. Selbst Mitarbeiter aus der Lager-Logistik wünschen sich einen Einblick in die Praxis, bevor sie sich für eine Stelle entscheiden. Gründe hierfür können komplett andere Flurfahrzeuge oder hochmoderne Lager sein oder auch die Unerfahrenheit Lieferungen via Headset zusammenzustellen.
Praxis während der Ausbildung/ Umschulung/ Weiterbildung
Die duale Ausbildung macht es recht leicht, Praxiserfahrung zu sammeln. Unternehmen, die bestimmte Ausbildungsinhalte praktisch jedoch nicht vermitteln können, senden ihre Auszubildenden auch gerne in andere Firmen, damit diese dort Einblicke in die entsprechenden Abläufe gewinnen können. Manchmal bilden sich auch Kooperationen, damit die Auszubildenden flexibler sind, wenn sie ihren Abschluss in der Tasche haben.
Tipp: Jedes Praktikum sollte mit einem Praktikumszeugnis belegt werden können. Zwar haben diese Referenzen nicht ganz so viel Gewicht, wie Arbeitszeugnisse. Doch sie geben Aufschluss über die Teamfähigkeit und die Arbeitsweise.
Das kann im Praktikum auf dich zukommen
Der Staplerschein ist noch kein Kriterium darüber, was Praktikanten im Praktikum dürfen oder nicht. Unternehmen, die wertvolle Frachten bewegen, lassen Praktikanten nicht unbedingt gleich auf die Flurfahrzeuge, oder ggf. zum Üben ohne Fracht.
Vor dem Praktikum sollte besprochen werden, was das Praktikum zeigen soll. Will sich der Bewerber darüber klarwerden, ob er der Arbeit körperlich gewachsen ist, sollte er auch nicht nur mitlaufen und zuschauen. Das Be- und Entladen von LKW oder das Zusammenstellen von Lieferungen für den Versand können hier durchaus aktiv vorgenommen werden.
Junge Menschen haben oft gar keine Vorstellung davon, was der Beruf eigentlich bedeutet. Für sie ist es wichtig, darauf zu achten, was Auszubildende erzählen, wie die Arbeitszeiten sind und ob langjährige Mitarbeiter ihre Arbeit nach wie vor gern machen. Enttäuschte Erwartungen sind Hauptgrund für Ausbildungsabbrüche. Manchmal passt zwar der Beruf, aber nicht die Arbeitszeiten. Logistiker bei Kurier- und Postdienstleistern müssen meist Samstag früh und Sonntagabend schon arbeiten. Versandunternehmen nehmen nicht nur rund um die Uhr Bestellungen an, sondern bearbeiten diese auch an 7 Tagen die Woche in Tag- und Nachtschicht.
Die körperliche Belastung ist nicht an jeder Stelle gleich. Wer in einem Hafen Container umschlägt, hat es meist leichter, als der, der das Paketauto der Postzusteller belädt.
Fakt ist, wer klar kommuniziert, was ihm das Praktikum bringen soll, der wird auch mit den gewünschten Einblicken aus dem Praxiseinsatz herausgehen. Praktikanten sind keine Helfershelfer. Sie sind die Fachkräfte von morgen und gute Unternehmen wissen das. Entsprechend tun sie alles, um Praktikanten von sich als Unternehmen, wie auch der Logistik als Berufsfeld zu überzeugen.
Logistik ist mehr als be- und entladen
Wer sich auf der Webseite der Bundesvereinigung Logistik umschaut, wird viele Themen finden, die er vielleicht nicht unbedingt direkt mit Logistik in Zusammenhang bringen würde. Logistik umfasst sehr viele Aufgaben und beinhaltet ganz unterschiedliche Berufsbilder. Es gibt sogar Studiengänge, die sich mit Logistik befassen. Entsprechend ist auch ein Praktikant nicht einfach nur ein Praktikant. Jeder hat eigene Ideen und Vorstellungen. Der eine will sich übers Lieferkettenmanagement informieren und der andere vielleicht die Digitalisierung vorantreiben.
Diese Skills braucht es in der Logistik
Um in der Logistik zu arbeiten, sind gute Kenntnisse in Mathematik wichtig. Gerade das Berechnen von Räumen und Inhalten spielt immer wieder eine Rolle. Mit einem guten räumlichen Vorstellungsvermögen passiert es nicht, dass zu wenig Lagerplatz kalkuliert wird oder es bei Eintreffen von Bestellungen Verunsicherung gibt, weil ein Paket viel zu klein oder groß ausfällt.
Lagerkennzahlen erfordern Berechnungen, die mathematisch nicht unbedingt anspruchsvoll sind, doch wer es mit Zahlen etc. so gar nicht hat, wird es in der Logistik schwer haben.
Planungskompetenzen und ein Organisationstalent helfen Ordnung im Lager zu halten, Platz, Termine etc. im Blick zu haben und Raum und Zeit optimal zu nutzen.
Digitalisierung ist in der Logistik ein ganz großes Thema. Tatsächlich ist diese Branche so gut digitalisiert wie kaum eine andere. Entsprechend muss eine Affinität zur Digitalisierung gegeben sein. Dazu gehört ebenfalls mehr, als einen Scanner über einen Strichcode zu führen. Vor allem, wenn Probleme auftreten, eine Sendung oder ein Artikel gesucht wird, muss klar sein, wie es am besten möglich ist, es wiederzufinden oder das Problem lösen zu können.
Selbst Lagermitarbeiter müssen inzwischen Kenntnisse in speziellen Programmen wie SAP oder Excel haben. Papierlose Lieferscheine setzen sich immer mehr durch. Trotzdem müssen Sendungen auf Vollständigkeit geprüft werden.
Erkenntnisgewinn im Praktikum
Praktikanten können im Praktikum einen Einblick in die Logistik gewinnen. Wie weitreichend dieser ist, hängt zum einen vom gewählten Praktikumsbetrieb ab, zum anderen aber auch von den Praktikanten selbst. Motivation und Neugier sind in der Regel willkommen. Gespräche mit anderen Auszubildenden, Werkstudenten oder Mitarbeitenden lassen oft durchblicken, wie das Unternehmen als Arbeitgeber gesehen wird. Selbst wenn im Laufe des Praxiseinsatzes die Einsicht heranreift, dass dies Unternehmen nicht zu einem passt, ist dies ein Erkenntnisgewinn, der vor Fehlentscheidungen behüten kann.
Übrigens lassen sich auch Unternehmen, die unbezahlte Praktika anbieten, es sich oft nicht nehmen, den Praktikanten eine Anerkennung zukommen zu lassen. Dies können Gutscheine oder Geschenke sein. Wer sich über geförderte Bildungsmaßnahmen in ein Praktikum begibt, darf meist auch gar nicht bezahlt werden. So dass es nicht immer den Unternehmen anzulasten ist, wenn es kein bezahltes Praktikum gibt.
Fazit: Der Praktikant bestimmt mit, wie ein Praktikum sich gestaltet. Als Gast in einem Unternehmen sollte er zwar keine Forderungen stellen und Verständnis mitbringen, wenn er nicht gleich Güter hin und her rangieren darf, doch er muss sich auch nicht zum Laufburschen degradieren lassen oder stiller Beobachter sein.