„Und was kommt dann – nach dem Abi?“ Dies ist wohl eine der häufigsten Fragen von Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe. Gerade junge Menschen vor dem Abitur stehen vor einer nahezu unüberschaubaren Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten zum Einstieg ins Berufsleben – von der dualen Ausbildung bis zum Hochschulstudium.
Da das Richtige und Passende zu finden, kann zu einer großen Herausforderung werden – und für manche sogar zur Hürde. Die Zahlen der Studienabbrüche sind seit Jahren konstant hoch, in manchen MINT-Studienfächern bricht mehr als die Hälfte der Studierenden vorzeitig ihr Studium ab. Auch die Zahl der Ausbildungsabbrüche liegt – über alle Berufe hinweg – seit Jahren gleichbleibend bei etwa einem Viertel. Diese konstant hohen Abbruchquoten in Studium und Ausbildung waren ein wesentlicher Grund für die Bundesagentur für Arbeit und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die Berufliche Orientierung in der gymnasialen Oberstufe verstärkt in den Blick zu nehmen.
Daraus entstanden ist das gemeinsame, bundesweite Berufsorientierungs-Vorhaben „Berufliche Orientierung wirksam begleiten – Unterrichtseinheiten für die gymnasiale Oberstufe“. Ziele des Vorhabens: Schülerinnen und Schüler bei der wichtigen Entscheidung, welcher Beruf und welcher Ausbildungsweg zu ihren Interessen und Stärken passt, zu begleiten und zu unterstützen – und damit auch Studien- und Ausbildungsabbrüche verringern zu helfen. Auch sollte damit die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit intensiviert werden. Nach drei Jahren haben die Partner nun bei einer großen digitalen Abschlussveranstaltung mit fast 150 Teilnehmenden Bilanz gezogen.
Detlef Scheele, Vorsitzender des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit: „Das Abitur als höchster Schulabschluss in Deutschland eröffnet jungen Menschen viele Wege in Berufsausbildung und Studium. Zu viele Wahlmöglichkeiten können aber überfordern und verunsichern. Was ist der richtige Weg für mich? Welcher Weg ermöglicht mir eine gute und langfristige Perspektive? Gemeinsam mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, unseren Regionaldirektionen und Berufsberaterinnen und Berufsberatern sowie den Bildungsverantwortlichen der Länder und Lehrkräften haben wir nach Antworten auf diese und viele weitere Fragen gesucht und dazu hilfreiche Unterrichtsmodule entwickelt. Damit haben wir einen praxisorientierten Beitrag zu einer erfolgreichen und nachhaltigen beruflichen Orientierung geleistet. Das Vorhaben hat zudem deutlich gezeigt, wie wichtig die gute und intensive Zusammenarbeit zwischen Berufsberatung und Schule ist – ganz im Sinne der Schülerinnen und Schüler, die so bei einer der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens professionell begleitet werden.“
Dr. Arndt Schnöring, Generalsekretär der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw): „Durch unsere langjährigen Erfahrungen aus verschiedenen Förderprogrammen für junge Menschen wissen wir, dass die passende Berufs- oder Studienwahl für Schülerinnen und Schüler zu den wichtigsten Lebensentscheidungen gehört. Wir freuen uns sehr, dass wir die aus dieser Erfahrung entstandenen, vielfältigen Konzepte und Methoden jetzt weitertragen können. 2015 haben wir bereits gemeinsam mit der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ein Handbuch mit Unterrichtsmaterialien veröffentlicht. 14 weitere sowie zahlreiche digitale Materialien sind jetzt in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und jeweiligen Kultusministerien entstanden und bieten Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe eine umfassende Berufliche Orientierung.“
Bei der Abschlussveranstaltung wurde auch die Projekt-Abschlussbroschüre veröffentlicht: Sie gibt mit einer Vielzahl an guten Praxisbeispielen Einblicke in die Berufliche Orientierung in der gymnasialen Oberstufe. Unter anderem stellt das Hamburger Helene-Lange-Gymnasium seine jährliche „BO-Reise“ vor, bei der sich Schülerinnen und Schüler eine Woche lang mit ihren Berufs- und Studienwünschen auseinandersetzen.
Zur Pressemeldung vom 4.11.2020: